Beforemore

Entstehung und Ursachen von Pädophilie

Warum entwickeln einige Menschen pädosexuelle Neigungen? Wie entsteht eine Pädophilie? Wahrscheinlich ist ein komplexes Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, der Entwicklung des Gehirns und psychologischer Faktoren Ursache für eine Pädophilie. Die ehrlichste Antwort ist aber: Wir wissen es nicht genau. Die Forschung ist noch nicht so weit, uns verlässliche Antworten zu liefern.

Artikeldetails

Warum entwickeln einige Menschen pädosexuelle Neigungen? Wie entsteht eine Pädophilie?

Wahrscheinlich ist ein komplexes Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, der Entwicklung des Gehirns und psychologischer Faktoren Ursache für eine Pädophilie[1]. Die ehrlichste Antwort ist aber: Wir wissen es nicht genau. Die Forschung ist noch nicht so weit, uns verlässliche Antworten zu liefern.

Ursachen und Entstehung von Pädophilie zu erforschen, ist äusserst schwierig. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Pädophilie ein tabuisiertes, stigmatisiertes Thema ist. Forschende haben kaum die Möglichkeit, für ihre Studien Probanden zu finden, die eine repräsentative Stichprobe ergeben. Viele Studien beschäftigen sich darum z.B. ausschliesslich mit Straftätern in Haft, die Kindern gegenüber gewalttätig geworden sind. Es bleibt dabei unklar, ob die Ergebnisse dieser Studien für die Pädophilie allgemein gelten, also auch für Personen, die zwar pädosexuelle Gedanken haben, diese aber nie ausleben. Deshalb kann die Forschung uns bisher nur Erklärungsansätze liefern.

So viel kann man mit Sicherheit sagen: Pädophilie ist eine Störung der sexuellen Präferenz. Sie ist in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) so aufgeführt. Eine Präferenzstörung liegt aber nur dann vor, wenn die Neigungen mit erheblichem Leiden oder Funktionsstörungen verbunden sind oder zu strafrechtlich relevantem Verhalten führen. Pädophilie kommt bei Männern häufiger vor als bei Frauen. Es wird geschätzt, dass bei 1% der Männer eine Pädophilie diagnostiziert werden kann, dass aber bis zu 5% der Männer sexuelle Fantasien mit Kindern haben[2]. Die meisten Betroffenen bemerken die pädophile Neigung in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter. Die sexuelle Präferenz für Kinder ist stabil, sie bleibt ein Leben lang und ist nicht heilbar. Betroffene können aber einen Umgang mit ihren Neigungen finden, zum Beispiel im Rahmen einer Therapie, welche auch einen Einfluss auf die Ausprägung der Pädophilie haben kann.

Zur Entstehung von Pädophilie gibt es verschiedene Erklärungsversuche. Folgende Faktoren werden diskutiert:

  • Genetische Veranlagung: Studien mit Zwillingen deuten darauf hin, dass die genetische Veranlagung eine Rolle spielt. Der Erblichkeitsanteil ist jedoch viel tiefer als bei anderen Störungen wie Schizophrenie und bipolaren Störungen[3].
  • Störung in der Entwicklung des Gehirns: Forschende konnten strukturelle und funktionale Ähnlichkeiten im Gehirn von Menschen mit Pädophilie feststellen. Diese könnten durch Einflüsse in der frühen Entwicklung (z. B. hormonelle Prägung im Mutterleib) verursacht werden. Möglich ist auch, dass Kopfverletzungen in der Kindheit eine Rolle spielen[4].
  • Psychologische und soziale Faktoren: Es werden verschiedene Theorien erforscht. Diese gehen z.B. davon aus, dass Pädophilie durch Konditionierung bei der Masturbation entsteht[5] oder dadurch, dass Jugendliche während der sexuellen Entwicklung vor allem zu Jüngeren soziale Beziehungen pflegen[6]. Zudem wird diskutiert, ob Personen, die in der Kindheit selber sexualisierte Gewalt erleben, häufiger pädophil werden.

Es ist wichtig, diese Erklärungsansätze als vorläufige Annahmen der Forschung zu betrachten. Es handelt sich nicht um gesicherte Erkenntnisse darüber, wie Pädophilie entsteht.

Etwas muss bei der Auseinandersetzung mit Pädophilie immer beachtet werden: Nicht alle Personen mit Pädophilie werden straftätig. Und nur etwa die Hälfte der Fälle von Kindesmissbrauch wird durch Menschen mit Pädophilie begangen. Es gibt also neben der Pädophilie noch andere Gründe, warum Menschen Missbrauchsdarstellungen (sog. Kinderpornografie) konsumieren oder Kindern gegenüber physische sexuelle Gewalt anwenden. Zu diesen gehören unter anderem Personen, die an einem schlechten Selbstbild leiden, sozial isoliert sind und denen es nicht gelingt, sexuelle Beziehungen zu anderen Erwachsenen einzugehen. Auch andere psychische Störungen, zum Beispiel Störungen in der Impulskontrolle, spielen hier oft eine Rolle.

Quellen:

[1] Gilian Tenbergen, Matthias Wittfoth, Helge Frieling, Jorge Ponseti , Martin Walter, Henrik Walter, Klaus M. Beier, Boris Schiffer und Tillmann H. C. Kruger. The neurobiology and psychology of pedophilia: recent advances and challenges

[2] Seto, M. C. (2009). Pedophilia. Annu. Rev. Clin. Psychol. 5, 391–407. doi:10.1146/ annurev.clinpsy.032408.153618

[3] Alanko, K., Salo, B., Mokros, A., and Santtila, P. (2013). Evidence for heritability of adult men’s sexual interest in youth under age 16 from a population-based extended twin design

[4] Becerra García, J. A. (2009). Etiology of pedophilia from a neurodevelopmental perspective: markers and brain alterations.

[5] Laws, D. R., and Marshall, W. L. (1990). “A conditioning theory of the etiology and maintenance of deviant sexual preference and behavior”

[6] Swaminath, S., Simons, R. M., und Hatwan, M. L. (2023): Understanding pedophilia: A theoretical framework on the development of sexual penchants

Neue Aktivitäten fehlen?

Arbeiten Sie in einer Behörde / NPO / sonstigen Organisation im Bereich der Prävention, dann haben Sie hier die Möglichkeit ...

  • Artikel schreiben
  • Bilder herunterladen
  • Adressverzeichnis nutzen

Sie besitzen bereits ein Konto? Jetzt einloggen

Nach oben scrollen