Bindung und Sucht – Eine Herausforderung in der psychosozialen Begleitung, Beratung und Therapie
Bindungstheoretische Erklärungen für die Entwicklung von Abhängigkeitserkrankungen und Suchtmittelmissbrauch gewinnen an Aktualität. In dieser psychosozialen Fortbildung wird eine bindungsorientierte Haltung gegenüber Klient:innen in der Begleitung, Beratung und therapeutischen Arbeit aufgebaut.
Details zum Event
- Datum und Uhrzeit
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29. Oktober 2025
09:15 - 17:00 - Ort
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Zürich
Volkshaus - Veranstalter:in
- Fachverband Sucht
- Themen
Beschreibung
Die Bindungstheorie wurde in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts vom englischen Psychiater und Psychoanalytiker John Bowlby aufgestellt und hat sich über die Jahre und unter dem Einfluss einer kritischen Auseinandersetzung kontinuierlich weiterentwickelt. Sie hat in ihrer grundlegenden Bedeutung für die psychosoziale Arbeit mit Menschen wieder sehr an Aktualität gewonnen. Die Bindungstheorie beschreibt eine allen Menschen innewohnende Motivation nach Bindung und Erkundung der Umwelt und kann deshalb integrativ in der Begleitung, Beratung und Therapie von Menschen als Grundlagentheorie genutzt werden. Sie ins Blickfeld in der Arbeit mit Menschen mit einer Suchterkrankung zu rücken, hat Auswirkungen auf die Art der Beziehungsgestaltung und lohnt sich, reflektiert zu werden.
Inhalt des Fortbildungstages
- Kennenlernen der Bindungstheorie mit ihren wesentlichen Konzepten (Entstehung von Bindung, Bindungsstilen, Bindungsstörungen)
- Ein bindungstheoretischer Erklärungsansatz für eine Suchtentwicklung
- Zusammenhänge zwischen Bindungsmustern und Suchtmittelmissbrauch
- Merkmale und Besonderheiten einer bindungsorientierten Haltung gegenüber unseren Klient:innen (zur Entwicklung von mehr Bindungssicherheit)
Ziel und Schwerpunkt dieses Tages soll sein, eine bindungsrelevante Sichtweise auf die Interaktion zwischen uns als suchtspezifisch Behandelnde und unseren Klient:innen kennenzulernen und diesbezüglich den Blick für die begleitende/beratende/therapeutische Arbeit zu schärfen.
Dabei können uns folgende Fragen leiten
- Was begegnet mir an bindungsrelevantem Verhalten, mit welchen Bindungsmustern und entsprechenden Charakteristika der Klient:innen habe ich es vor allem zu tun?
- Wie können bindungsrelevante Überlegungen in der Begleitung, Beratung oder in therapeutische Interventionen umgesetzt werden? Was sollten wir anbieten, was eher vermeiden bei dem jeweiligen Bindungsverhalten?
- Welche «Fallstricke» in der Begleitung/Beratung/therapeutischen Arbeit begegnen mir?
Mit theoretischen Inputs, Gruppenarbeit und gemeinsamem Austausch wird anhand eigener praktischer Erfahrungen diesen und auch eigenen Fragen nachgegangen.
Lernziele
- Die Teilnehmenden verstehen die Bindungstheorie und die Zusammenhänge zwischen Bindungsmustern und einer Suchterkrankung.
- Sie reflektieren ihre eigenen Beziehungen zu Klient:innen auf Basis der neuen Erkenntnisse und ziehen Schlüsse für ihre zukünftige Arbeit.
Zielgruppe
Die Fortbildung richtet sich an Fachpersonen, die im Suchtbereich tätig sind.
Referentin
Gabriele Vilsmeier, Dipl.-Sozialpädagogin (FH), MSc. in Psychotherapeutischer Psychologie (Schweiz), Heilpraktikerin für Psychotherapie (HPP), Klinische Gestalttherapeutin (IGW, DVG),
Practitioner in Somatic Experiencing (SE). Über 20 Jahre therapeutische Erfahrung in der stationären Suchthilfe in der Schweiz. Jetzt in einem sozialpsychiatrischen Fachdienst im Raum Freiburg, Deutschland, tätig. Autorin von «Bindung und Sucht. Sucht und Bindung. Oder: Wie vermeide ich, mich verstricken zu lassen?» (Akademiker Verlag, 2015)