Fortbildung Sucht und Trauma – Theorie, Diagnostik, Behandlung
Sind Menschen mit belastenden Lebenserfahrungen automatisch traumatisiert? Wie hängen Suchterkrankungen und Traumata zusammen? Reflektieren Sie in dieser Fortbildung, wann es sinnvoll ist, dem Wunsch von Klient:innen/Patient:innen nachzukommen, die «ihre Geschichte aufarbeiten» wollen und hoffen, dass damit auch die Ahängigkeitserkrankung verschwindet.
Details zum Event
- Datum und Uhrzeit
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2. April 2025
09:15 - 17:00 - Ort
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Pfarreizentrum Liebfrauen
Raum B
Weinbergstrasse 36
8006 Zürich - Veranstalter:in
- Fachverband Sucht
- Themen
Beschreibung
In der Abklärung, Beratung und Behandlung von Klient:innen/Patient:innen mit einem problematischen Konsum oder einer Abhängigkeit stossen Fachpersonen fast immer früher oder später auf belastende Lebensereignisse in der Biographie. Dies können Vernachlässigung, Missbrauch, Gewalt, plötzlicher Verlust von engen Bezugspersonen, Diskriminierung, Unfälle oder schwere Krankheiten sein. Auch die aktuelle Lebenssituation von suchtbetroffenen Menschen ist oft mit grossen Widrigkeiten verbunden und einige sind gerade wegen ihrer Abhängigkeit weiterhin in Gefahr, Opfer von Übergriffen, Ausbeutung oder Misshandlung zu werden. Die Suchterkrankung erscheint so in einem doppelten Zusammenhang mit belastenden Lebensereignissen.
Seit das Konzept des psychischen Traumas in der Fachwelt verbreitet ist, werden besonders belastende Lebensereignisse als Traumata bezeichnet. Aber was bedeutet das genau? Was ist ein Trauma? Sind Menschen mit belastenden Lebenserfahrungen automatisch traumatisiert? Wie hängen Suchterkrankungen und Traumata zusammen? Wie kann man feststellen, ob jemand traumatisiert ist? Die komplexe Wechselwirkung zwischen Traumatisierungen und Entwicklung einer Abhängigkeit stellt Beratende und Therapeut:innen vor besondere Herausforderungen.
Manchmal wünschen sich Klient:innen/Patient:innen «ihre Geschichte aufzuarbeiten» und hoffen, dass damit auch die Ahängigkeitserkrankung verschwindet. Aber in welchen Fällen ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen, oft leidvollen Geschichte überhaupt sinnvoll? Führt das Sprechen über Traumata nicht erst recht zu erneutem Verlangen nach Substanzkonsum oder einer Intensivierung der problematischen Verhaltensweise? Manchmal fühlen sich Fachpersonen angesichts des Ausmasses an traumatischen Erfahrungen ohnmächtig und wissen nicht, ob Gespräche darüber sinnvoll sind. Sowohl Fachpersonen als auch Betroffene verharren in einer Mischung aus Vermeidung und Erwartung.
In dieser Fortbildung beschäftigen wir uns mit den theoretischen Grundlagen des Traumabegriffs und den Konsequenzen für die Beratung und Behandlung von suchtmittelabhängigen Menschen. Auch die Selbstreflexion über den eigenen Standpunkt wird aufgenommen: Warum befasse ich mich (nicht) mit den traumatischen Erfahrungen meiner Klient:innen/Patient:innen?
Lernziele
- Theorie und Entwicklung des Traumabegriffs kennen
- Traumafolgestörungen bei Menschen mit Abhängigkeiten erkennen und benennen
- Psychoedukation zu Traumafolgen und Traumatherapie leisten können
- den Umgang mit dem Trauma- und Opferbegriff reflektieren
- Erarbeitung von klient:innen-/patient:innengerechten Lösungen hinsichtlich der Planung des Therapieprozesses
Zielgruppe
Diese Fortbildung richtet sich an Fachpersonen aus dem ambulanten und stationären Suchtbereich, aber auch an Psychotherapeut:innen sowie Ärzt:innen in Kliniken oder in eigener Praxis und andere Berufsgruppen, die mit obigen Fragestellungen konfrontiert werden und sich für das Thema Sucht (stoffgebundene Abhängigkeit oder Verhaltenssucht) und Trauma interessieren.
Referent
PD Dr. med. Thomas Maier, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Schwerpunkt Psychiatrie und Psychotherapie der Abhängigkeitserkrankungen. Vorstandsmitglied Swiss Society for Addiction Medicine (SSAM). 2003 – 2010 Leiter Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer Universitätsspital Zürich, 2010 – 2023 Chefarzt und Ärztlicher Direktor Psychiatrie St.Gallen, seit 2023 Chefarzt Forel Klinik. Lehrbeauftragter an der Universität Zürich, Dozent im Studiengang Ärztliche Psychotherapie, zahlreiche Publikationen und Vorträge zu Themen aus Psychotraumatologie, Psychotherapie, transkultureller Psychiatrie u.a.